Interview: Made in Franken – Holzwanderstöcke aus Pottenstein

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Thomas Büttner ist Stadtherold, Nachtwächter und Scharfrichter von Pottenstein und führt dort regelmäßig durch das kleine Felsenstädtchen. Sofern er nicht gerade innerhalb der Stadtmauern unterwegs ist, trifft man ihn gerne mitten im Wald an. Manchmal auf Wanderwegen, manchmal aber auch im Unterholz. Denn genau dort begibt er sich auf die Suche nach heimischen Hölzern, die sich durch seine geschickten Hände in traditionelle Wanderstöcke verwandeln.

Franken-Blogger: Warum sollte man zum Wandern einen Stock benutzen?

Thomas Büttner: „Ich bin ja grundsätzlich der Verfechter des Einstab-Prinzips. Das heißt: Ein Stock, egal, ob Pilgerstab oder Wanderstab, entlastet ungemein die Muskeln, die Sehnen, die Bänder und die Gelenke. Gerade wenn man in den Bergen unterwegs ist, ist es immer besser, einen Stab dabei zu haben. Beim Hochgehen schiebt er hoch, beim Runtergehen stützt er ab.“

FB: Ist die Untergrundbeschaffenheit dabei egal?

TB: „Da kommt es immer darauf an, wo man läuft. Es gibt zum Beispiel Stöcke mit einer klassischen Bergstockspitze, die für jegliches Gelände geeignet sind, aber es gibt auch den Stab mit einer Gummispitze unten dran, damit dieser nicht so klappert. Verwendet werden solche Stäbe gerne von Pilgern, die auch öfter durch Dörfer laufen.“

FB: Dass Du selbst mit einem Stock auf Deinen Wanderungen unterwegs bist, die Frage erübrigt sich eigentlich.

TB: „Ja, natürlich bin ich auf meinen Wandertouren immer mit Stock anzutreffen. Ich habe da unterschiedliche Variationen, die ich immer wieder ausprobiere, nutze aber überwiegend meinen persönlichen Stab, der genau auf mich zugeschnitten ist.“

FB: Und so ist dann die Idee der Holzwanderstöcke „Made in Franken“ entstanden. Kann man für die Herstellung eigentlich alle Holzarten verwenden?

TB: „Nein, kann man natürlich nicht. Wenn Menschen in den Wald gehen, sehen sie überall Bäume, wenn ich das tue, sehe ich überall Wanderstöcke. Es gibt bei uns in den Wäldern Hölzer, die sind geschützt, die kann man nicht verwenden. Dazu zählt zum Beispiel die Eibe. Ich verwende natürlich nur die Hölzer, die ich auch verwenden darf. Dazu gehören etwa die Haselnuss, die Fichte und der Schwarzdorn. Auch ein paar Exoten sind dabei, dazu zählen der Apfel- und der Kirschbaum.“

FB: Haben diese Hölzer dann auch besondere Eigenschaften, sprich, lassen die sich besser bearbeiten oder sind sie für Wanderer besser geeignet?

TB: „Sowohl als auch. Es gibt von der Optik her unterschiedliche Ansprüche. Es gibt Wanderer, die legen Wert darauf, dass oben ein Wurzelansatz dran ist, dann gibt es welche, die möchten es gerade und schlicht, andere möchten Knubbel dran haben, die Vorlieben sind tatsächlich sehr unterschiedlich. Auch an die Maserung werden individuelle Ansprüche gestellt, hier sticht besonders die Fichte heraus, die wunderschön ist.“

FB: Jetzt läufst Du also durch den Wald, siehst überall Wanderstöcke und nimmst die mit in Deine Werkstatt. Und was passiert dann?

TB: „Naja, ganz so einfach geht es leider nicht. Ich kann natürlich nicht irgendwo in den Wald gehen und Stöcke sammeln, sondern ich muss das immer mit dem Eigentümer absprechen und nur dann kann und darf ich Stöcke abschneiden. Wenn ich die Stöcke dann zusammen habe, kommen sie bei mir in der Werkstatt erst einmal ins Lager, wo ich die Rinde entferne und die Stöcke trocknen lassen muss. Je nach Holzart können da 12 Wochen oder mehr ins Land gehen. Es gibt auch Hölzer, da muss man langsam trocknen, sonst schnappen die auf.

Nach dem Trocknen werden die Hölzer dann bearbeitet. Zuerst werden sie grob geschliffen, dann kommt ein Mittelschleifgang und schließlich folgt der Feinschliff. Danach werden die Stöcke mit der Flamme geschwärzt, um die Poren zu verschließen, was extrem wichtig ist, damit der Stab resistenter und haltbarer wird.“

FB: Nach dem Flammen sind die Stöcke aber noch nicht fertig, oder?

TB: „Nein, natürlich nicht, denn dann muss der Stock noch imprägniert werden. Der Kunde kann sich aussuchen, ob ich das mit Farbe, mit Öl oder mit einem Spezialwachs tun soll. Im Prinzip wäre der Stock dann fertig, der Kunde kann sich aber noch weitere Details anfertigen lassen, wie etwa eine Schlaufe oder eine Metall- oder Gummispitze.“

FB: Man hört schon heraus, Du machst keine Stöcke von der Stange sondern fertigst wirklich individuell für jeden Wanderer einen persönlichen Stock an.

TB: „Genau so ist es. Natürlich gibt es auch Wanderstöcke, wie etwa den „ALPIN“, der quasi für jeden Wanderer geeignet ist. Darüber hinaus fertige ich aber tatsächlich nach Kundenwunsch an und versuche auch, alle Wünsche zu erfüllen. Dazu gibt es auch ein paar Exoten, wozu der geerdete Wanderstock gehört.“

FB: Geerdet? Was kann man sich darunter vorstellen?

TB: „Das ist eine ganz besondere Besonderheit! Vielleicht denkt jetzt der eine oder andere, dass der geerdete Wanderstab bei einem Gewitter schützt. Das ist leider nicht der Fall. Vielmehr bietet der geerdete Wanderstab einen Gesundheitsaspekt. Jeder Mensch produziert sogenannte freie Radikale. Wenn man zu viele dieser freien Radikale hat, dann kann es gefährlich werden. Der Grund ist, dass freien Radikalen ein Elektron fehlt, das sie sich von unseren Zellen holen. Nimmt das Überhand, kann der Mensch krank werden. Das geht von Entzündungen über Gelenkschmerzen bis hin zu Krebs. Die Ernährungswissenschaft sagt, man soll viele Antioxidantien zu sich nehmen, die die freien Radikalen binden, da diesen ein Elektron fehlt. Das kann man durchaus machen, allerdings kann ich nicht den ganzen Tag lang essen.

Wenn ich wandern will, dann bin ich von der Erde getrennt. Und das ist das Besondere: Die Erde ist negativ geladen und hat einen Elektronenüberschuss. Wir wandern aber nun nicht barfuß, sondern mit Schuhen und sind somit von der Erde isoliert. Wenn ich nun mit einem geerdeten Wanderstab unterwegs bin, dann gibt es von der Spitze eine Verbindung hoch in den Griffbereich, wo man sich festhält und kann die Elektronen von unten aufnehmen. Somit wird bei jedem Schritt der Körper mit Elektronen versorgt. Viele meiner Kunden berichten, dass es ihnen durch die Benutzung des geerdeten Wanderstabs besser geht und dass Entzündungen nachlassen, dass sie besser schlafen können und dass sie ruhiger werden.“

FB: Müssen Wanderer ihre Stöcke eigentlich irgendwie pflegen oder ist das nicht nötig und wie lange hält so ein Stock eigentlich?

TB: „Das hängt immer ein wenig von der Holzbeschaffenheit ab. Holz ist ein lebendes Material. Auch wenn er imprägniert und geschützt ist vor Feuchtigkeit, sollte man ihn im Winter nicht ins Feuchte legen, weil er sonst das Stocken anfängt. Extra Pflege braucht der Stab aber nicht unbedingt, da er ja lackiert bzw. mit Öl versehen ist. Allerdings sollte man immer ein wenig auf Sauberkeit achten und wenn er mit Spezialwachs versehen ist, sollte man diese auch immer wieder mal auftragen.“

FB: Zum Schluss noch zur wichtigsten Frage, wenn ich auf der Suche nach dem perfekten Wanderstock bin: Welche Länge ist für mich die richtige?

TB: „Das hängt ein bisschen davon ab, wo der Wanderer unterwegs ist. Ist er eher im flachen Gelände unterwegs, empfehle ich persönlich den Faktor Körpergröße x 0,7. Ist er eher im bergigen Gelände unterwegs, zum Beispiel in der Fränkischen Schweiz, dann sage ich, wenn er mit Rucksack unterwegs ist, sollte er den Faktor 0,85 nehmen. Das heißt, bei einer Körpergröße von 1,80 Meter, liegen wir bei einer Stablänge von etwa 1,40 Meter. Wenn der Stab bei angewinkeltem Arm unter die Achsel passt, dann ist es die Standardgröße, die man mindestens nehmen sollte.

Und dann ist noch der Durchmesser des Stocks für den Wanderer wichtig. Es gibt große Hände, es gibt kleine Hände, hier sollte also der Stock die richtige Dicke haben. Dies kann man ermitteln, indem man die Länge vom Mittelgelenk des Mittelfingers bis zum Erbsenbein (knapp über dem Beginn der Elle) misst. Dieser Bereich ist in der Regel 9-10 Zentimeter lang. Sofern man hier nicht heraussticht und diese Strecke besonders kurz oder besonders lang ist, sollte der Stockdurchmesser ca. 3 Zentimeter betragen, damit er gut in der Hand liegt. Wer kleinere Hände hat, der sollte einen kleineren und bei größeren Händen einen entsprechend größeren Durchmesser wählen.“

Über die Website www.holzwanderstock.de bietet Thomas Büttner Wanderstäbe, Pilgerstäbe Druidenstäbe, Gehstöcke, Teleskopstäbe, geerdete Stäbe und vieles mehr an. Alles in Handarbeit und natürlich „Made in Franken“. Für eine individuelle Beratung kann man Thomas Büttner auch direkt per Mail anschreiben oder telefonisch erreichen.

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