„Das trichter ich Dir schon ein“ – kennt Ihr auch diesen Ausspruch, wenn es darum geht, jemandem etwas beibringen zu wollen? Ja, das Wissen mit einem Trichter einflößen, das wäre in der Tat eine tolle Möglichkeit, um im Handumdrehen schlau zu werden. Dieses Wunschdenken existiert schon eine sehr lange Zeit und ist dabei eng mit Nürnberg verbunden. Denn während die Weisheit bei so manchem mit Löffeln gegessen wird, wurde sie in der Noris eben eingetrichtert – so entstand das geflügelte Wort vom Nürnberger Trichter.
Weisheit in kurzer Zeit
Alles begann im Jahr 1647. Obwohl, eigentlich war es bereits 1545. Damals gab es den deutschen Mathematiker Michael Stifel. Der schrieb in seinem Buch „Deutsche Arithmetika“ folgendes:
„Unangesehen, dass ein ungelehrter Mensch nicht danach fragt, dass er ungelehrt ist – und wohl sagen darf – er sollte das Maul nicht auftun, so ihm einer die Kunst könnte mit einem Trichter eingießen.“
Stifel hatte allerdings nur insofern etwas mit Nürnberg zu tun, als dass er sein Buch bei einem Nürnberger Verlag veröffentlichte. Einen direkten Bezug zu Nürnberg gab es dann in besagtem Jahr 1647. So veröffentlichte der Nürnberger Dichter Georg Philipp Harsdörffer ein Lehrbuch mit dem Titel „Poetischer Trichter. Die Teutsche Dicht- und Reimkunst, ohne behuf der lateinischen Sprache in VI Stunden einzugießen“.
Da man früher glaubte, man könne die Dicht- und Reimkunst nur dann erlernen, wenn man Latein spräche, assoziierte man mit dem Titel, man bräuchte nur sechs Stunden, um aus jedem einen Dichter machen zu können. Dass Harsdörffer dies so eigentlich gar nicht gemeint hatte, spielte keine Rolle. Im Laufe der Zeit nannte man das Buch dann nur noch „Nürnberger Trichter“ – der Mythos was geboren.
Nürnberger Trichter – bisher unauffindbar
Wer nach Weisheit sucht, muss also nur nach dem Nürnberger Trichter suchen – wenn es denn so einfach wäre. Aus dem 17. Jahrhundert stammt eine Darstellung, auf der einem Mann mit einem großen Trichter alles Mögliche eingetrichtert wurde. Der Titel sprach für sich: „Seht liebe Leut, hier steht der Mann, so alle Kunst eingießen kann“. Einmal gegossen, schon ist das gesamte Wissen vorhanden.
Daran glaubte damals so mancher – oder hoffte es zumindest. Der Dichter Eduard Duller schrieb seinerzeit in seinen „Geschichten und Märchen für Jung und Alt“ von einem gewissen Hans Wurst, der von Tripsdrill nach Nürnberg kam, um den Trichter zu suchen. Da sich dieser nicht mehr in der Noris befand, sondern nun beim König von Utopien, machte er sich erneut auf die Reise. Dort angekommen bekam er den Nürnberger Trichter zwar zu Gesicht, mehr aber auch nicht. Stattdessen wurde er ins Gefängnis gesperrt. Er konnte allerdings entkommen und traf auf seiner Flucht den Zwerg des Hörselberges, der ihm viele wundersame Dinge erzählte. So lernte Hans Wurst auf seiner Reise so viel, dass er am Ende den Nürnberger Trichter gar nicht mehr brauchte.
Der Nürnberger Trichter heute
Gerade im Fränkischen stolpert man auch heute immer wieder über den Nürnberger Trichter. So gibt es in der Noris seit 1909 die Nürnberger Trichter Karnevalsgesellschaft, freilich mit dem Trichter im Logo. Einmal jährlich wird seit 1966 der Goldene Trichter verliehen. Prominente fränkische Träger sind unter anderem Sofie Keeser, Volker Heißmann und Martin Rassau, Markus Söder, Günter Stössel und Klaus Karl-Kraus.
Bei den Säbelfechtern aus Nürnberg gibt es seit über 20 Jahren ein Turnier unter dem Namen „Nürnberger Trichter“ und sogar ein Likör hat den verheißungsvollen Namen. Den Echten Nürnberger Trichter Kräuterlikör können Sie bei uns im Onlineshop erwerben und wenn auch die Weisheit nicht eingeflößt wird, dann schmeichelt er zumindest dem Gaumen.
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