Saure Zipfel – Bratwurst mal anders

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Die einen essen die Bratwurst am liebsten vom Rost, andere schwören auf Bratwurst mit Kraut oder mit Kartoffelsalat und wieder andere essen sie geräuchert. Und dann gibt es noch diejenigen, die sie auch sauer mögen. Als Saure Zipfel sind Bratwürste vor allem hier bei uns in Franken eine regelrechte Spezialität. Kein Wunder, haben wir sie doch erfunden!

Saure Zipfel oder Blaue Zipfel – oder beides?

Wir möchten ja keine Verwirrung stiften, müssen es aber trotzdem tun. Denn so einfach, wie es manchmal geschrieben steht, ist es nämlich nicht. So ist immer wieder zu lesen, Saure Zipfel und Blaue Zipfel seien dasselbe. Dem ist allerdings nicht so.

Lasst uns mal etwas Korinthenkacken. Wir schreiben den. 9. November 1969. Ort: das unterfränkische Biebelried. Die fränkischen Gastronomen Helga und Georg Leicht wollten anlässlich des Jahrestreffens der Vereinigung der Spießbrater etwas ganz Besonderes auf den Tisch zaubern, erfanden mal eben die Blauen Zipfel und nannten sie auch so. Dabei ist das Rezept durchaus ähnlich, werden die Blauen Zipfel doch ebenfalls in einem Essigsud gekocht. Allerdings wandelten sie das Rezept etwas ab und gaben Pilze und Wurzelgemüse dazu. Bis heute stehen die Blauen Zipfel auf der Speisekarte in Biebelried, werden aber – aufgrund der großen Ähnlichkeit – mit Sauren Zipfeln gleichgesetzt.

Wer es ganz genau nehmen möchte, weiß somit, wo der Unterschied liegt, spricht man bei Sauren Zipfeln auch von Blauen Zipfeln, ist dies dennoch nicht komplett falsch.

Saure Zipfel: der Name ist Programm

Wollen wir doch mal den Namen der Sauren bzw. Blauen Zipfel aufdröseln. Wer ihn sich ausgedacht hat, ist nicht klar und eigentlich auch vollkommen egal. Viel interessanter ist doch, wie man auf den Namen „Zipfel“ kam. Ja, wie sollen wir das nun sagen …

Beschrieben wird ein Zipfel als länglicher, schmaler, oft spitz zulaufender Fortsatz oder als schmal zulaufendes Endstück. Und wenn man sich die Sauren Zipfel so ansieht, dann sind die Bratwürste (meist werden dafür die Nürnberger genommen) tatsächlich länglich und schmal. Auf der anderen Seite wird als Zipfel in Franken auch das männliche Genital beschrieben. Gedanken könnt Ihr Euch nun selbst machen …

Beim Wort „sauer“ ist das schon eindeutiger. Denn durch das Einlegen der Bratwürste in einen Essigsud werden die Würste automatisch sauer. Und auch die Blauen Zipfel lassen sich erklären. Denn die Würste färben sich beim Einlegen leicht bläulich. Ähnlich wie beim Blaufärben von Fischen, etwa Forelle blau oder Karpfen blau. Auch hier werden die Fische in Essigsud eingelegt und nehmen eine bläuliche Farbe an.

Traditionelles Rezept für Saure Zipfel

Man nehme:

  • 20 Nürnberger Rostbratwürste (auch jede andere Fränkische Bratwurst ist möglich)
  • 1 Liter Wasser
  • 500 ml Weißweinessig
  • 1 EL Salz
  • 4 EL Zucker
  • 1 EL Pfefferkörner
  • 5 Wacholderbeeren
  • 5 Nelken
  • 5 Lorbeerblätter
  • 1 TL Senfkörner
  • 6 mittelgroße Zwiebeln
  • Nach Wunsch Piment und Muskatnuss

Und so geht´s:

  1. Schneide die Zwiebeln in Ringe.
  2. Gib das Wasser und den Weißweinessig, die Gewürze und die Zwiebeln in einen Topf und bringe den Inhalt zum Kochen.
  3. Lass den Sud ca. 10 Minuten köcheln.
  4. Gib die rohen Bratwürste hinein und lass alles ca. 15 bis 20 Minuten garen. Dabei darf das Wasser NICHT kochen.

Zum Verfeinern kannst du auch noch einen Schuss Frankenwein dazugeben, sowie nach Belieben Suppengemüse wie Sellerie, Lauch oder Karotten. Serviert wird das Ganze mit Sauerkraut und/oder frischem Schwarzbrot.

Saure Zipfel sind ein prima Sommergericht, werden in Biergärten gereicht, aber auch gerne an Weihnachten gegessen.

Titelbild: Mikmaq, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

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